Die falsche Grenze
16.01.2024 | Veranstaltungen
In Heft 2/2024 berichtet Heidi Wolf von der tschechischen Forscherin Václava Jandečková, die bei Recherchen zu ihrer Familiengeschichte auf die "falsche Grenze" am Eisernen Vorhang stieß. Dort wurde Menschen, die dem kommunistischen System entfliehen wollten, vorgegaukelt, sie seien bereits im Westen angelangt. Englisch sprechende Grenzer in falschen Uniformen fragten sie über Fluchtwege und -helfer aus. Anschließend wurden sie zurückgebracht und inhaftiert.
Hier finden Sie einige zusätzliche Fotos und Informationen zu diesem Thema.
- Vorlage für die Inschrift auf der Erinnerungstafel am früheren Hotel Blauer Stern war ein Foto der Familie Minařík, Opfer der Aktion Kámen, die bei ihrem Fluchtversuch getrennt wurde. Der jüngste Sohn Jan war damals drei Jahre alt. 1968 schaffte er es in den Westen und wurde unter Pina Bausch am Staatstheater Wuppertal ein gefeierter Star. Sein Künstlername war Jean Mindo.
- Die Ehefrau von Ota Tulačka hieß Anna.
- Der Erfinder und Unternehmer Jan Prošvic und seine Familie waren die ersten Opfer der Aktion Kámen an der Grenze bei Neumark/Všeruby. Prošvic hatte Anfang der 1940er Jahre die Aktiengesellschaft ESA, später ETA, die unter anderm Bügeleisen, Elektoherde, Heizgeräte und Staubsauer herstellte, gegründet. Im Februar 1948 wurden seine beiden Werke verstaatlicht, Prošvic war immer einschneidenderen Schikanen ausgesetzt, so dass er sich im April 1948 zur Flucht entschloss.
- Der Fluchtweg in den Westen führte von der Ortschaft Neumark/Všeruby über Wiesen, Felder und Wald zum Damm des Schneiderhof-Weihers, wo der falsche Schlagbaum stand. Die fingierte Grenzstation war einen Kilometer entfernt in einem verlassenen Haus der untergegangenen deutsch-tschechischen Ortschaft Schneiderhof/Myslív.